In Alexandra Ranners (*1967, Osterhofen) Arbeiten existiert eine Wechselwirkung: Filme sind Skulpturen, Objekte wirken wie Momentaufnahmen. In der Einzelausstellung sind sie gleichberechtigt angeordnet und sprechen entsprechend des Titels für sich.
Erzählungen in Form dieser Film-Skulptur-Amalgame stehen im Zentrum der Ausstellung. Sie funktionieren vorrangig durch ihre Atmosphäre, entziehen sich der linearen Narration, und wirken durch ihre starken, ambivalenten Assoziationen. Oder wie Alexandra Ranner es nennt: „Emotionaler Raum“. Bewegtes Bild widersetzt sich der Zweidimensionalität, indem Raum nicht nur gezeigt, sondern auch thematisiert wird: melancholische, groteske, traumartige und unheilvoll erwartende Zusammensetzungen aus Schauspieler:innen, Bühnenbild und One-Shot-Video oder tableau vivant, die sich auf das Theater als auch auf eine Tradition der Bildhauerei oder Videokunst beziehen und so einen Zwischenraum belegen.
„April“ (2006) gleicht einem Beckettschen’ Kammerspiel. Ohnmachtsempfinden und Ausgeliefertsein der losgelösten, klagenden Köpfe, haben hier - anders als in manchen alltäglichen Situationen, die geprägt von Projektionen sein können - sowohl einen ganz realen, als auch einen absurden Charakter. Sie scheinen Vergänglichkeit zu widerstehen und sich ihr trotzdem hinzugeben. So wie die Wachsfiguren in Krakenform, Menschform oder Alienform, Momentaufnahmen neben Filmen, die ihrem immateriellen Kern zum Trotz eine massive Schale haben und damit skulptural werden.
Journale aus dem 19. Jahrhundert zeigten Oktopusse, Poulpe oder Kraken als Seemänner und Badende attackierende Meeresmonster. Die intelligente, farb- und formwechselnde Krake inspirierte als sagenhafte Figur durch ihre mythische Anziehungskraft Artikel und front pages in Unterhaltungsjournalen. Auch Donna Haraway nimmt den Oktopus als symbolischen Ausgangspunkt für ihre Theorie: ihr verknüpfendes, „tentakuläres“ Denken fordert dazu auf, Dinge eher in komplexen Zusammenhängen als in der linearen Logik der master’s tools zu sehen. So auch Alexandra Ranners Bilderzählungen. Sie sind intuitiv, ambivalent, multidimensional verknüpft — und entziehen sich durch ihre vielfachen affektiven Assoziationen oft zunächst der Sprache.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem gezeigt: 49. Biennale di Venezia, 1st Triennale Yokohama, International Art Exhibition Athens, MuMok Wien, Museo de Arte Moderno y Contemporáneo de Santander y Cantabria, Art Basel Statements und De Vleeshal Middelburg. Seit 2017 ist ihre permanente Installation "Ich habe genug" im öffentlichen Raum in Herford zu sehen. Ranner ist neben ihrer künstlerischen Tätigkeit Professorin an der Universität der Künste, wo sie Bildende Kunst im Studiengang Architektur lehrt.
„Filme & Skulpturen“ ist Alexandra Ranners vierte Einzelausstellung in der Galerie Mathias Güntner.
Text: Leonie Döpper
Erzählungen in Form dieser Film-Skulptur-Amalgame stehen im Zentrum der Ausstellung. Sie funktionieren vorrangig durch ihre Atmosphäre, entziehen sich der linearen Narration, und wirken durch ihre starken, ambivalenten Assoziationen. Oder wie Alexandra Ranner es nennt: „Emotionaler Raum“. Bewegtes Bild widersetzt sich der Zweidimensionalität, indem Raum nicht nur gezeigt, sondern auch thematisiert wird: melancholische, groteske, traumartige und unheilvoll erwartende Zusammensetzungen aus Schauspieler:innen, Bühnenbild und One-Shot-Video oder tableau vivant, die sich auf das Theater als auch auf eine Tradition der Bildhauerei oder Videokunst beziehen und so einen Zwischenraum belegen.
„April“ (2006) gleicht einem Beckettschen’ Kammerspiel. Ohnmachtsempfinden und Ausgeliefertsein der losgelösten, klagenden Köpfe, haben hier - anders als in manchen alltäglichen Situationen, die geprägt von Projektionen sein können - sowohl einen ganz realen, als auch einen absurden Charakter. Sie scheinen Vergänglichkeit zu widerstehen und sich ihr trotzdem hinzugeben. So wie die Wachsfiguren in Krakenform, Menschform oder Alienform, Momentaufnahmen neben Filmen, die ihrem immateriellen Kern zum Trotz eine massive Schale haben und damit skulptural werden.
Journale aus dem 19. Jahrhundert zeigten Oktopusse, Poulpe oder Kraken als Seemänner und Badende attackierende Meeresmonster. Die intelligente, farb- und formwechselnde Krake inspirierte als sagenhafte Figur durch ihre mythische Anziehungskraft Artikel und front pages in Unterhaltungsjournalen. Auch Donna Haraway nimmt den Oktopus als symbolischen Ausgangspunkt für ihre Theorie: ihr verknüpfendes, „tentakuläres“ Denken fordert dazu auf, Dinge eher in komplexen Zusammenhängen als in der linearen Logik der master’s tools zu sehen. So auch Alexandra Ranners Bilderzählungen. Sie sind intuitiv, ambivalent, multidimensional verknüpft — und entziehen sich durch ihre vielfachen affektiven Assoziationen oft zunächst der Sprache.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem gezeigt: 49. Biennale di Venezia, 1st Triennale Yokohama, International Art Exhibition Athens, MuMok Wien, Museo de Arte Moderno y Contemporáneo de Santander y Cantabria, Art Basel Statements und De Vleeshal Middelburg. Seit 2017 ist ihre permanente Installation "Ich habe genug" im öffentlichen Raum in Herford zu sehen. Ranner ist neben ihrer künstlerischen Tätigkeit Professorin an der Universität der Künste, wo sie Bildende Kunst im Studiengang Architektur lehrt.
„Filme & Skulpturen“ ist Alexandra Ranners vierte Einzelausstellung in der Galerie Mathias Güntner.
Text: Leonie Döpper